Solche Sachen sagen wohl sozial
Beeinträchtigte, die sich nicht eingestehen wollen, sozial
beeinträchtigt zu sein. „Menschen sind sooo scheiße, ich werde
immer belogen und betrogen und verlassen und ich kann gar keinem mehr
vertrauen“. Weinerlich die Opferhaltung einnehmen. Immer den Fehler
bei den Anderen, im Außen suchen. Und nicht den Gedanken zulassen,
dass es vielleicht an den eigenen verkorksten Beziehungsmustern und
Erwartungshaltungen liegen könnte, warum man immer an Leute gerät,
die einen enttäuschen.
Stellt euch mal vor, die ganze
Menschheit wäre nicht von Grund auf verdorben und böse (obwohl das
ein sehr verführerischer Gedanke ist), sondern ein komplexes Netz
sozialer Interaktionen, in dem jedes Individuum eigenverantwortlich
agiert und reagiert. Ein System, das man vielleicht als schlecht und
ungerecht empfinden kann, dessen Teil man jedoch immer ist und
welches man immer, immer, auch unfreiwillig mitbeeinflusst. Vor der
regelmäßigen Konfrontation mit seinen eigenen Gefühlen,
Beweggründen und Handlungsmustern, besonders den destruktiven und
selbstschädigenden, sollte man deshalb keine Angst haben. Natürlich
ist es einfacher, sich mit allem möglichen Kram abzulenken.
Schwieriger ist es, sich selbst mit der eigenen Fehlerhaftigkeit und
Ängsten auszuhalten.
Ich gehöre übrigens auch zu den
sozial Beeinträchtigten. Und es wäre ein leichtes, den ganzen
Wichsern, die mich über Jahre gemobbt und gepeinigt haben, die
Alleinschuld für mein vermurkstes Dasein zu geben. Aber ich weiß,
dass mir nichts anderes übrig bleibt, als das Erlebte zu bearbeiten und
verstehen zu lernen, warum ich so fühle und handle, wie ich es heute
tue.
Und mal ehrlich, das kann einem kein
Haustier, so niedlich und liebenswert es auch sein mag, der Welt abnehmen.