Samstag, 4. April 2015

Ich will kein Glückssklave sein!


Beschäftigt man sich mit Selbsthilfebüchern, psychologischen Ratgebern und Magazinen, die sich der Thematik einer "bewussteren" Lebensführung widmen, gibt es quasi nur eine Hauptmessage, die die genannten Medien vermitteln:

Egal was ist, Hauptsache du bist glücklich! Befreie dich von Allem, was dich unglücklich macht! (Und wenn du das nicht schaffst, ist dein Leben verwirkt!)

Das ist ja auch super, glücklich sein als oberste Priorität; das hört sich wirklich nach einem lohnenswerten Ziel an. Und sich selbstbewusst und eigensinnig über die inneren und äußeren Widerstände, die das Erreichen des Ziels verhindern, hinwegzusetzen, klingt auch toll nach einem selbstbestimmtem Leben. 

ABER dieser Vorsatz, unbedingt glücklich werden zu müssen, baut so einen unglaublich Druck auf. Ich finde, dieser Druck fühlt sich mindestens genauso drangsalierend und belastend an wie der handelsübliche Leistungsdruck, den man aus der Schul- und Arbeitswelt kennt. Klar will ich glücklich sein, wie der Großteil meiner Mitmenschen das auch will. Doch was wartet am Lebensende auf einen, wenn man es trotz aller Strampeleien letztendlich nicht geschafft hat, sein Ziel wenigstens für einen kurzen Zeitraum zu erreichen? 

Reue, Selbstvorwürfe, Bitterkeit und das Wissen, dass es das nun endgültig ist und man seine kostbare Erdenzeit unwiederbringlich verspielt hat. Es sei denn, man gehört zu den bewundernswerten Leuten, die gelernt haben, bedingungslose Selbstannahme und radikale Akzeptanz der geschehenden Dinge zu praktizieren.

Was mich persönlich so fertig macht ist die mantraartig eingebläute Alternativlosigkeit des Lebenssinns "glücklich sein". Wenn man sich allgemein mit dem Thema eines nonkonformistischen Lebensentwurfes auseinandersetzt, sei es nun in Hinblick auf Aussteigertum, Esoterik, Selbstversorgung, Veganismus oder Karriereverweigerung, läuft alles darauf hinaus, dass du auf jeden Fall deine Energie ins glücklich werden/sein investieren musst. Denn sonst wirst du ein innerlich toter Sklave, der mechanisch arbeitet und konsumiert, wie es von ihm verlangt wird.

Das finde ich einen sehr richtigen, wegweisenden Ansatz! Dennoch ist es beschissen, dass die Angst vor den Konsequenzen bei Nichtbeachtung der "Glücksmaxime" genauso quälend ist, wie die gegensätzliche Angst, seine Sklaven-Position in der Leistungsgesellschaft nicht aufrecht erhalten zu können.

Vielleicht können wir festhalten: Glück ist gut und Druck ist scheiße. Der Druck erstickt jeden potenziellen Funken Glück im Keim. 

Also, sich vielleicht einfach mal in den Moment fallen lassen und nicht so viel über Glück nachgrübeln.

2 Kommentare:

  1. Das Dogma in allen Belangen lautet heute: "Eigenverantwortung". Du bist unglücklich, depressiv oder findest keine Erwerbsarbeit? Du bekommst zu wenig Rente oder Lohn zum Leben? Du fühlst Dich einsam, allein und leer? Du hast zu wenig "Eigenverantwortung" gezeigt. Schuld an allem bist immer Du selbst.

    Die perfekte Legitimation und Ablenkungsstrategie von strukturell geschaffenen Ungerechtigkeiten und Schieflagen: Lohn- und Rentenkürzungen, Miet-, Strom- und Lebensmittelerhöhungen, das menschenverachtende Hartz 4 - System, die strukturell fest verankerte Massenerwerbslosigkeit etc.

    P:S: Ich habe euch mal in unsere Blogroll aufgenommen. Eure Texte gefallen mir ;)

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  2. Ein sehr guter Punkt. Wahrscheinlich SOLL man sich schuldig fühlen, wenn man etwas nicht erreicht, was doch so einfach zu erreichen sein soll. Dem einen Extrem, die vollkommene Abweisung der Eigenverantwortung und die Einnahme einer Opferrolle, wird dem anderen Extrem der totalen Übernahme der Verantwortung für alles, was im eigenen Bereich passiert, entgegengesetzt.

    Danke, deine/eure Texte gefallen uns auch :)

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