preussischer Widerstand |
Am
letzten Wochenende traf ich mich mit zwei Freundinnen zum Minigolf
spielen. Wir wollten den letzten Sonnenschein nutzen und endlich nachholen, was
wir im Sommer ständig verpasst hatten.
Außer, dass ich enthusiastisch auf- und
abspringe und wie ein aufgeregtes Kind den Schläger schwinge, zeichne ich mich
bei diesem „sportlichen“ Vergnügen durch keinerlei besondere Geschicklichkeit
aus. Spiel und Spaß stehen im Vordergrund. Also wurde das Herbstlaub von der
Bahn gefegt und munter drauf los geschlagen. Doch jedes Mal, kurz vor dem
Abschlag, schoss mir immer derselbe Gedanke durch den Kopf: „Was, wenn du nicht
richtig triffst?“ Schließlich schlug ich daneben und der Golfball prallte an
den Hindernissen ab. Ich begann mich zu verkrampfen. Plötzlich stand ich mit
zusammengekniffenen Augen und zusammengepressten Lippen da, den Schläger fest
in der Hand und visierte das energisch Ziel an. Auf einmal war es gar nicht
mehr so spaßig. Auf einigen Bahnen gelang mir schließlich auch, mit wenigen
Schlägen einzulochen. Aber das war dem Glück geschuldet, so mein Gedanke.
Eine Freundin rief mir von hinten zu:
„Du musst daran glauben, dass es klappt. Du musst an dich glauben.“ Diese
Aussage brachte mich zum Nachdenken. Du
musst an dich glauben. In der Regel kann ich wenig mit diesen im Imperativ
hervorgebrachten Motivationssätzen anfangen. In unserer auf Selbstoptimierung
fixierten Welt begleiten sie mich schon mein Leben lang. Jede zweitklassige
Erfolgslektüre arbeitet mit diesem Satz. Aber wie soll mich ein Befehl zu Glück
und Erfolg führen? Und was bedeutet überhaupt an sich selbst glauben? Was ist,
wenn ich nicht an mich glauben kann? Was macht das dann mit mir?
Wie eigentlich jeder Glaubenssatz ist
auch dieser vollkommen unzureichend formuliert. Darin verbirgt sich lediglich
ein Appell, der im schlimmsten Fall nur Druck und Frust erzeugt, wenn es mit
dem ‚an sich selbst Glauben‘
irgendwie nicht klappen will. Der Teufelskreis ist perfekt und schupps
verbringt man einen ganzen Nachmittag mit Selbsthass, weil man nicht an sich
selbst glaubt.
Das Kernproblem an dieser Geschichte
ist, dass Zuversicht und Selbstvertrauen nicht dadurch entwickelt werden
können, dass ein anderer dir den Befehl dazu gibt. Worte die von außen kommen,
prallen in der Regel einfach an einem ab. Mir geht es jedenfalls so. Mein
Verstand erfasst die Aussage, aber mein Herz ist oft noch lange nicht soweit.
Wenn
du nicht an dich glaubst, dann tut es keiner. Dieser Satz klingt
auf den ersten Blick überhaupt nicht motivierend, sondern eher beängstigend.
Schließlich bedeutet er, dass die komplette Verantwortung für das Gelingen des
eigenen Lebens auf den eigenen Schultern lastet. Hilfe! Das klingt anstrengend,
in manchem Fall sogar lebensbedrohlich. Denn was ist, wenn ich es nicht schaffe
an mich zu glauben und mein Leben dann völlig misslingt? Zeigen dann alle
lachend mit dem Finger auf mich? Muss ich mich dann einfach noch mehr
anstrengen und noch härter versuchen an mich zu glauben, damit am Ende keiner
mit der selbstgerechten Binsenweisheit ankommt: Hättest du nur an dich geglaubt, dann wäre das nicht passiert.
Die Antwort darauf ist so banal, wie
simpel. Es macht überhaupt keinen Unterschied, ob man an sich glaubt oder
nicht. Ob etwas klappt kann man nämlich dadurch nicht immer beeinflussen.
Begünstigen vielleicht. Vor dem Scheitern ist man dadurch aber noch
lange nicht gefeit, da die meisten Dinge ja oft noch von tausend anderen
Faktoren abhängen. Doch eins ist sicher, es fühlt sich besser an.
Deshalb machte ich folgenden Versuch. Vor
jedem Abschlag beschloss ich nun ‚einfach‘
daran zu glauben, dass es klappt. Überraschenderweise erhöhte sich meine
Trefferquote ein wenig, was aber auch daran liegen kann, dass ich durch den
Spielverlauf einfach mehr an Übung gewonnen hatte. Who knows. Aber das spielte
auch keine Rolle.
Zum Ende meines kleinen psychologischen
Selbstversuches würde ich euch jetzt gern erzählen, dass ich, ganz hollywood-like
einen triumphalen Sieg über meine Freundinnen errungen habe und ich mit meinem
neugewonnenen Selbstvertrauen an Weltrettungsprojekten arbeite. Natürlich ist
dem nicht so. Ich bin letzte geworden. Aber nur ganz knapp und irgendwie war’s auch
egal. Es hat sich lediglich gut angefühlt die Dinge anders zu betrachten.
Ich hab früher ab und zu gern gespielt, Bekannte meiner Eltern hatten eine Bahn und immer wenn was gefeiert wurde musste man da hin, und weißt du wann ich es ganz großkotzig versemmelt habe? Wenn ich vorher gesagt habe - zu mir selber -, dass ich die jeweilige Bahn kann. Wenn ich mit der Einstellung Scheißegal dran ging hatte ich nach höchstens drei Schlägen eingelocht und meistens als einzige. Ist bei mir bei vielen Dingen so, wenn ich gar nicht erst "will", dann klappen sie.
AntwortenLöschenIch könnte dir jetzt eine schöne "Abhandlung" über "Wenn du nicht an dich glaubst dann tut es keiner" und Konsorten und was ich davon halte schreiben, aber das lass ich mal lieber. Sehr uninteressant, ich sag es dir.