Ich bin
Düsseldorferin. Nicht gebürtig. Nicht besonders lange. Ich wohne seit knapp 5
Jahren hier. Aus dem beschaulichen, gemütlichen Münster habe ich mich in die
Landeshauptstadt gewagt. Es war nicht ganz freiwillig, doch meine Erwartungen
waren groß an diese Stadt. Mein Bild entstammte den gängigen Klischees.
Unglaublich reich und versnobt stellte ich sie mir vor. Gehetzte Businessleute
in grauen Anzügen und dem Handy am Ohr, überschminkte Russinnen im Pelzmantel,
schlecht gelaunte Stadtmenschen und eine Flut an Konsumenten, die die Geschäfte
und Cafés bevölkert.
Selbstverständlich
ist es nicht so schwarz-weiß. In mancher Hinsicht ist Düsseldorf sogar eine
Stadt wie jede andere auch. Dennoch bemerkte ich schnell, dass die Schere
zwischen Arm und Reich an manchen Stellen ganz schön stark auseinander klafft.
Bis heute bin ich oft entsetzt wie vollkommen verelendet manche Obdachlose
sind. Ich blicke in aufgequollene, zerschundene Gesichter. Menschen, die
eingenässt auf einer Parkbank liegen. Man weiß nicht recht, ob man sie
vorsichtig an stupsen sollte, um zu überprüfen, ob sie noch atmen. Gottseidank
haben sie sich dann doch immer noch einmal kurz bewegt. Vor 2 – 3 Jahren sah
ich sogar eine Frau, die sich mitten auf der Kreuzung Friedrichstraße und
Grafenberger Allee erleichtert hat. Sie war jenseits von Gut und Böse. Bis
heute geht mir diese Szene nicht aus dem Kopf. Die Würde des Menschen ist
unantastbar, heißt es im Grundgesetz.
Aber wie ist es, wenn man sich selbst jeder eigenen Würde beraubt und was macht
das mit den Umstehenden. Mich hat es noch sensibler gemacht für die
Unstimmigkeiten in dieser Welt.
Eine Frage, der ich dabei nachgegangen bin, war die Frage, wieviel Besitz braucht der Mensch, um glücklich zu sein. Nach dem Kaufverhalten mancher Düsseldorfer zu schließen, bekommt man oft den Eindruck, dass es unglaublich viel sein muss. Auch ich tappe manchmal in die Falle dieses Irrglaubens, wenn ich noch dieses hätte oder davon ein bißchen mehr, würde sich damit auch automatisch das Glücklevel steigern. Natürlich mache ich mir immer wieder schnell klar, dass es ein Trugschluss ist.
Eine Frage, der ich dabei nachgegangen bin, war die Frage, wieviel Besitz braucht der Mensch, um glücklich zu sein. Nach dem Kaufverhalten mancher Düsseldorfer zu schließen, bekommt man oft den Eindruck, dass es unglaublich viel sein muss. Auch ich tappe manchmal in die Falle dieses Irrglaubens, wenn ich noch dieses hätte oder davon ein bißchen mehr, würde sich damit auch automatisch das Glücklevel steigern. Natürlich mache ich mir immer wieder schnell klar, dass es ein Trugschluss ist.
Mein Freund und
ich machen gerne lange Streifzüge durch die Stadt. Wir schauen, was es neues
gibt und was uns inspiriert. Düsseldorf belegt laut Mercer-Studie 2014 im
nationalen und internationalen Vergleich mit anderen Städten gute bis sehr gute
Ergebnisse. Besonders was die Lebensqualität betrifft belegte sie sogar den
sechsten Platz. Der Stadt scheint es insgesamt gut zu gehen und sie bietet
wirklich sehr viel. Neben einer großen japanischen und der griechischen
Gemeinde, die ich wirklich schätzen und lieben gelernt habe, gibt es Museen,
Galerien, die Rheinpromenade, das wunderschöne Marionettentheater und vieles
mehr. Doch für all diese Dinge braucht man häufig Geld. Man sollte meinen, dass
es in solch einer reichen Stadt wie Düsseldorf nicht wirklich das Problem ist.
Laut dem
Planungsamt/ Rahmenplan Einzelhandel 2007 der Stadt umfasst die
Gesamtverkaufsfläche im Stadtgebiet 834.215 m². Besonders im Textilhandel
und bei der Luxusbekleidung soll Düsseldorf führend sein. Die Königsallee ist
berühmt. Täglich sieht man Menschenmassen, die sich da drüber bewegen. Shoppen
bis die Brieftasche qualmt. Trotzdem drängte sich mir in den vergangen Monaten
irgendwie ein anderer Eindruck auf. Plötzlich sah ich in den Schaufenstern
statt Angeboten oder die neusten Trends nur noch Schilder mit der Aufschrift:
„Wir schließen“. Irgendwann wurde es so auffällig, dass ich begann mir die
Geschäfte zu notieren.
Innerhalb der
letzten sechs bis acht Monate haben folgende Geschäfte geschlossen,
beziehungsweise werden schließen:
- Strauss Innovation
- Kaufhof
- Reno
- Starbucks
- Dulce
- Jades Outlet
- Jerry’s exclusive (Luxusschuhgeschäft)
- Pelzladen Feilitisch
- Edwards (Luxusschuhgeschäft)
- Nanu Nana
- Bonita
- Esprit
- Tally Weijl
- Diverse Kleinläden, Sonnenstudio, eine Gärtnerei
Was soll einem
das jetzt sagen? Sind das die ersten Vorzeichen für das Ende des Kapitalismus
oder sind nur alle Leute aufs Onlineshopping umgestiegen. Wobei ich gehört
habe, dass Zalando auch nicht wirklich schwarze Zahlen schreibt.
Nun kann ich
wenigstens bei mir sagen, dass sich mein Konsumverhalten in den letzten Jahren
tatsächlich reduziert hat. Ich habe gar nicht mehr dieses ausgeprägte Bedürfnis
ständig neue Dinge anzuhäufen. Sicher habe ich hin und wieder den einen oder
anderen Wunsch. Aber mir ist klar geworden, dass sich einige Dinge nicht mit
Geld kaufen lassen. Beispielsweise Zeit und Muße für sich selbst und andere.
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