Donnerstag, 30. April 2015

Fachkräftemangel oder wie wir veräppelt werden

Fachkräftemangel ist für mich das Reizwort schlechthin. Immer wieder schwirrt es in meinen Ohren und lange habe ich nicht begriffen, in welcher Branche und wo dieser Mangel genau herrschen soll. 

Hier mal ein Beitrag dazu, ohne großen Kommentar meinerseits. Ich hätte es ohnehin nicht besser recherchieren können. Meiner Meinung nach, ist er absolut schlüssig und desillusioniert doch so einige deutsche Glaubenssätze. Ich kann nur empfehlen diese knappe Stunde zu investieren. Billige Arbeitskräfte ist hierbei das Zauberwort:

 

6 Kommentare:

  1. Mein „Lieblings“thema…! Ich habe den Film nicht anschauen können, aber es ist auch für mich das absolute Reizwort. Ich habe 2009 als Umschulung eine hochqualifizierten, mit guten Noten abgeschlossenen, angeblich „händeringend“ und „en masse“ gesuchten Abschluss gemacht. Mit mir 12 andere, die zwar auch alle keine 20, aber dafür berufs- und arbeitswelterfahren, teils branchenerfahren, lebenserfahren, arbeitswillig und motiviert waren. Unter anderem eine Frau Dr. med., aber *leider* nicht mit deutschem Abschluss und deshalb *leider* nach ihrer Krebserkrankung nicht in der Lage wie ein in Deutschland promovierter Arzt mit derselben Berufserfahrung. Ich muss nicht sagen, wo wir ach so gesuchten Fachkräfte trotz hunderter, deutschlandweiter Bewerbungen alle gelandet sind, oder?! Wer Glück hatte bekam nach über einem Jahr mal via Sklaventreiber, neudeutsch Zeitarbeit, was im alten Beruf oder dem ähnliches, teils ungelerntes.

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  2. Danke für deinen Kommentar liebe Ina. Was mich auch so nervt, ist, dass der Begriff Fachkräftemangel auch so unspezifisch dahin gesagt wird. Wenn überhaupt, ist damit doch nur ein winziger Teil der Fachkräfte gemeint. Ich, als Geisteswissenschaftler bin eh raus aus dieser Nummer. Trotzdem musste ich mir neulich anhören, dass, wenn ich wirklich "was auf dem Kasten" hätte, ich auch einen Job bekommen würde. Schließlich hätten wir ja Fachkräftemangel. Es ist immer die gleiche Argumentation, die da zum Tragen kommt: Der Bewerber ist grundsätzlich selbst schuld an seiner Arbeitslosigkeit.

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    1. Ach die "Ja, mit IHRER Qualifikation..."-Nummer (zu deutsch "Sie können ja nix")? Kenne ich auch (Gesundheitsökonomie). Gern auch: "Ja, damals mit der Praxisgebühr, da dachte man...", "Wie, Sie haben sich auch in anderen Bereichen beworben, so viel scheint Ihnen dann ja an der Spezialisierung nicht gelegen zu haben..." Ein anderes Problem ist, das hat meine Jobcenterbearbeiterin auch mal lobend (sic!) hervorgehoben und ihr habt das hier ja auch schon aus eurer Erfahrung thematisiert, ich lasse mich nicht für dumm verkaufen und Realismus ist bei Arbeitgeber noch weniger gern gesehen als Menschen über Profite zu stellen. Ich galt immer als Ethikerin weil ich gesagt habe kein Profit ist so wichtig, dass ein Mensch dafür leiden muss und das ist ja gerade im Medizinbereich vertreten. Was nützen die tollen Medikamente wenn sie nicht an die Menschen kommen, die sie brauchen, weil sie keiner bezahlen kann? Nichts.

      Und mit dem unspezifisch dahergesagten hast du auch recht. Beziehungsweise das Wort "Fachkraft" ist falsch definiert. Wenn als Fachkraft derjenige gilt, der mit 20 fertigstudiert hat, vier Jahre Ausland von zehn Jahren Arbeitserfahrung nachweisen kann und bereit ist für 5 Euro brutto zehn Stunden täglich zu arbeiten, dann haben wir natürlich Fachkräftemangel, denn so eine Fachkraft gibt es nicht.

      Ich persönlich finde es auch recht bedenklich, dass es vorkommt, dass alles unter Abitur nicht mehr als Schulabschluss gesehen wird. Zu meiner Zeit (ja, ich bin so alt mit Mitte 30, das Argument gab als Ablehnungsgrund es auch schon) gab es nicht wenige Leute, die gesagt haben, wer nicht studieren will, braucht auch kein Abi. Ist denn beispielsweise ein ausgebildeter Koch oder eine ausgebildete Verkäuferin, ein gelernter Kraftfahrer, eine gelernte Physiotherapeutin (Achtung 450€-Job!) keine Fachkraft?!
      Wenn nicht, dann haben wir natürlich...

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  3. Sehe ich genauso Ina. Manchmal muss ich mich echt zusammenreißen, dabei nicht zynisch zu werden. Auch die Reportage spricht dieses psychotische Verhalten der Wirtschaft an. Man öffnet die Grenzen für ausländische Fachkräfte, in der Absicht, dass die billiger ranklotzen, als die innerländischen Fachkräfte. Natürlich und verständlicherweise habe die Ausländer darauf wenig Lust und gehen lieber dort hin, wo ihre Arbeitskraft gewürdigt und entsprechend honoriert wird. Dann heulen die Firmen rum, dass sie nur so wenige Bewerbungen bekämen. 15 Bewerbungen mit hochqualifizierten Bewerbern sind natürlich auch eine Zumutung. Da nimmt man lieber niemanden. Schließlich wiegt wohl die vermeintliche Kränkung, nicht so gefragt zu sein höher, als der echte Bedarf. Was sich da in den Köpfen von Personalern und Firmenchefs abspielt, erschließt sich mir nicht.

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  4. Erschließen was sich in deren Köpfen abspielt tut sich mir schon, gerade deshalb fällt mir persönlich schwer nicht zynisch zu werden. Obwohl ich das durchaus werde.

    15 erhaltene Bewerbungen sind gar nichts - die heulen, wenn sie "nur" hundert bekommen. Teils auf aberwitzige Anforderungen. Ich führe das jetzt nicht aus, das gäbe einen eigenen Blog und ist auch an verschiedenen Stellen von Leuten, die eben nicht die "Norm" (auch bekannt als Vitamin B, sozialer Hintergrund und ähnliches) sind thematisiert worden. Ihr werdet das wohl kennen. Wer nicht selber aus einem Akademiker- oder sonst wie etablierten Haushalt kommt oder mit dem gebrochen hat kann noch so gut abgeschnitten haben, er ist für die Unternehmen schon keine "Fachkraft" mehr. Das gilt nicht nur für Leute mit FH-/Uni-Abschluss, sondern überhaupt für diejenigen, die es mehr oder weniger aus eigener Kraft schaffen, den höchsten anerkannten Bildungsabschluss der jeweilgen Familie (was nicht heißen muss, dass die Familie "dumm" oder "ungebildet" ist, es gibt auch bildungsinteressierte und -willige Leute, denen Bildungswege verschlossen sind) oder teils überhaupt eine Ausbildung zu bekommen. Dass das die Leute deshalb eine Stärke haben weil sie "gewohnt" sind zu kämpfen ist egal (oder unerwünscht so jemand könnte ja auch gegen seinen "Herrn" "kämpfen" in dem er aufmuckt).

    Ich kenne mehrere Hauptschüler, die dasselbe oder mehr "auf dem Kasten" haben als gleichaltige Gymnasiasten, und die auch sehr engagierte, motivierte Azubis abgäben, mit denen man über so "unnützes, humanistisches Zeug" (O-Ton ein Personaler) wie Literatur und Politik und Philosophie diskutieren kann, aber weil sie den entsprechenden Hintergrund nicht haben, gibt denen niemand eine Chance. Da können sie sich noch so viel bewerben mit der Maßnahmenmaschinerie kooperieren (in der Hoffnung, dass es nützt) und Engagement zeigen, die haben verloren.

    Und dann "fragt" die Wirtschaft sich warum inländische Arbeitnehmer abwandern. Die hier wenig geschätzten Pflegekräfte, die man so "händerringend" sucht, dass man sie nicht nur mies bezahlt sondern oft nicht nur rechtlichen Risiken aussetzt zum Beispiel (diverse meiner Ex-Kommilitonen und Bekannten haben die "tolle" Halbjährige aufgedrückt bekommen und wurden dann entgegen der Arbeits(schutz)gesetze eingesetzt, immer mit einem Bein im Knast), Handwerker... und natürlich wie auch immer definierte "Gutqualifizierte"...

    Ach, es ist so mühsam...

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  5. Die Fachkräfte die wir haben fliegen zur Zeit überall raus oder sind zu teuer !

    Siemens, 11600 Stellen abgebaut
    Osram, 1600 Stellen abgebaut
    RWE, 5000 Stellen abgebaut
    Hoch & Tief, 1200 Stellen abgebaut

    Will mir jemand erzählen, dass es sich dabei ausschließlich um ungelernte Kräfte handelte ? Und unter den 3 Mio Menschen "ALG-I" und den erwerbsfähigen 4 Mio Menschen "ALG-II" ist auch keiner dabei, der einen Beruf gelernt hat ?
    Und am 07.05.2015 lief durch die Medien, dass Siemens erneut enige tausend Stellen abbaut.
    Diese Möchtegernunternehmer und verlogene Politiker sollen mal aufhören mit der Verarsche dem Volk gegenüber ! Und was heißt hier "ausländische Fachkräfte" ? Meinen diese Möchtegerner den, der nicht lesen und schreiben kann aber bei der Oma die Gasheizung einbauen soll ? Na die wird sich wundern, wenn die das Teil aufdreht. Im übrigen empfehle ich mal das Ergebnis meiner über einjährigen Recherche zu lesen.

    "Fachkräftemangel in Deutschland ? Ein Lügenmärchen der Politik und der Wirtschaft !"

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