Tom Hodgkinson, der ungekrönte König
der Faulenzer, Slacker, Karriereverweigerer und Aussteiger aus
Großbritannien, hat, ganz pathetisch gesagt, mein Leben verändert.
Wie? Mit einer Reihe an Büchern, die
auf geistreiche, amüsante und erhellende Weise darlegen, dass es
auch ein Leben außerhalb des mühseligen und stumpfen
Arbeiten-Konsumieren-Schlafen-Laufrads gibt, und zwar ein sehr
fideles und inhaltsreiches.
Seine radikale Devise lautet: „Hört
auf zu arbeiten!“ Damit ist nicht allein die totale
Arbeitsverweigerung gemeint, sondern u.a. auch das Umsteigen auf eine
Halbzeitstelle, keine Überstunden mehr zu machen oder das Einlegen
eines Sabbatical-Jahrs. Die dadurch gewonnene freie (besser:
befreite) Zeit kann dann dem gewidmet werden, was das Dasein erst
lebenswert und kostbar macht: Müßiggang, schöpferisch tätig sein,
spielen, lieben, feiern, lernen. Das dadurch weniger verdiente Geld
setzt natürlich voraus, dass man seine materiellen Bedürfnisse
herunterschraubt und lernt, mit weniger auszukommen.
Das Buch, das ich am beeindruckendsten
finde und nach vielen Jahren immer noch regelmäßig zur Hand nehme,
ist „How to be free“ (oder „Die Kunst, frei zu sein“, ich
empfehle jedoch die englische Ausgabe). Mit zahlreichen
geschichtlichen Ausführungen und Zitaten skizziert Hodgkinson
Entwicklung, Zustand und Folgen des kapitalistischen Systems, mit
besonderem Augenmerk auf die heutige Arbeitswelt mit ihrer unfrei
machenden Moral.
Der Schriftsteller kann sich jedoch
nicht nur gut beklagen, sondern er macht auch originelle und
vorallendingen konkrete Vorschläge, wie man persönlich Abstand von
der Tretmühle und ihren leeren Versprechungen gewinnen kann.
Er schreibt keine
Weltrettungsliteratur, ruft nicht zur großen Revolution auf der
Straße auf. Das darf man nicht erwarten. Aber für manch' eine
desorientierte und vom Alltagsleben gepeinigte Person können seine
Bücher kleine Lebensretter sein. Zumindest sind sie das für mich.
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