Samstag, 20. Juni 2015

Drüben verkaufen sie schöne Samstage


Hungrige Wochenend-Einkaufsmenschen klappern und rauschen in der Ferne. Falten, Kinderkarren, Knistertüten und Jeanshosen versammeln sich in einem kleinen Quadrat aus dunklem Laminat und schmatzen und schlürfen und lassen es sich gut gehen, wenn sie nicht gerade reden oder sich für ein paar Sekunden in wiehernde Pferde und grölende Bären verwandeln. Dunkelblaue Allzweckteppiche federn den Schritt und sorgen für das heimelige Wohnzimmergefühl. Ein paar Scheinwerfer, so warm wie die pappige Frühsommersonne, die am Panoramafenster klebt, strahlen auf niedrige Podeste, oder auch Altare, auf denen himmlische Waren gepriesen werden, denen der Passant seine ehrfurchtsvolle Aufwartung zu machen hat. Ein konvexer Sicherheitsspiegel an der Säule hilft, Menschen vom weiten zu sehen und ihnen aus den Weg zu gehen, ohne unnötigen Blickkontakt provozieren zu müssen. Rücken, ziehen, greifen, wühlen. Klack, das Etui mit der Lesebrille öffnet sich. Klick, das Foto ist geschossen. 

„Gibt es hier denn keine Sachen aus Biobaumwolle?!“

3 Kommentare:

  1. Schön betrachtet. :) Hast du gesehen was fotografiert wurde? Ich war Anfang des Monats mit meiner Mutter in Düsseldorf, wo sie seit dem Sommer vor meiner Geburt nicht mehr gewesen war, und wir gingen von der Oststraße über die Steinstraße Richtung Altstadt und mussten natürlich über die Kö. Da habe ich sie mehrmals verloren weil sie dauernd stehen blieb. Was hat sie gemacht? PREISSCHILDER fotografieren und an ihre Kolleginnen rundschicken. Nicht dass das jetzt alle machen. Falls doch, ein Blödsinn mehr, den ich nicht mitmache. Ich bekomme solche Abgründe erst mit, wenn es sich schon etabliert hat (zum Glück).

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  2. In diesem Fall wurde etwas aus einem Buch rausfotografiert. Das habe ich ja noch nie gesehen, dass Preisschilder fotografiert werden. Ich weiß nur aus eigener Erfahrung, dass die Sicherheitsleute auf der Kö ziemlich ungemütlich werden können, wenn man die Schaufenster von Chanel und Co. knipst. ;)

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    1. Ich kannte es wie erwähnt auch nicht. Ich habe auch keine Sicherheitsleute gesehen. Ich habe sie nur regelmäßig etwa 50 Meter hinter mir wieder einsammeln müssen (wir hatten in der Luisenstraße einen Termin). Das mit aus dem Buch raus fotografieren kannte ich auch nicht. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich "Shopping" hasse.

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