Neulich durfte ich folgendes Gespräch
zwischen zwei jungen Frauen Mitte, Ende zwanzig mitverfolgen:
Dame
1: Ich suche zurzeit eine günstige
Reinigungskraft. Hast du nicht mal Hepling für deinen Blog zum Testen bekommen?
Kannst du die empfehlen?
Dame
2: Ja, ich war aber nicht so zufrieden. Die
haben nicht so ordentlich sauber gemacht. Den Helpling kann man sich nicht mal
aussuchen.
WTF?! Ich habe fast Schnappatmung
bekommen. Den Helpling kann man sich nicht aussuchen?! Helpling? Das sind keine
Heinzelmännchen aus dem Märchenland, du gedankenlose Zicke.
Helpling ist mir ohnehin schon lange ein
Dorn im Auge. Für diejenigen, an denen die hochgradig aggressive Werbung auf
Plakaten und im Netz bisher vorbei gegangen ist: Helpling ist eine
Internetvermittlungsplattform für Reinigungskräfte. Nein, es ist kein
Reinigungsunternehmen. Auf den ersten Blick war mir der Unterschied auch nicht klar.
In einem Unternehmen wären die Kräfte angestellt und hätten gewisse
Arbeitnehmerrechte, wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, ein festes Gehalt,
Urlaub etc. Helpling bietet aber nichts dergleichen. Gleichzeitig rühmt sich Helpling, die
Reinigungskräfte aus der Schwarzarbeit zu holen, diese edlen Samariter.
Eine Stunde kostet dem Endabnehmer 12,90
€, von denen 20 % an den Vermittler Helpling gehen. Also 2,58 € für Akquise und
Abrechnung. Kein Job, bei dem man sich die Hände schmutzig macht. Der restliche
Betrag bleibt Brutto für die Putzfrau, die als Selbstständige mit allen
Risiken arbeitet.
Aber Hallo?! That’s the future! Wer da
nicht mitmacht ist rückständig und unflexibel. Ist doch toll so unabhängig und
selbstständig zu arbeiten.
Und wer hat diese schöne neue
Arbeitswelt zu verantworten? Fette, alte Kapitalisten in Nadelstreifenanzügen
und Zylindern? Nein. Die dynamische, visionäre Generation Y. BWLer, flott um
die dreißig, männlich, mit hochgekrempelten Hemdsärmeln, die wir auf jeder
Studentenparty früher belächelt haben. Skrupellose Internetkapitalisten, die
mit ein paar Klicks auf Kosten anderer das große Geld scheffeln. Für mich sind
die nichts weiter als Zuhälter.
Helpling gehört zu Rocket Internet.
Dabei handelt es sich um ein Internetunternehmen, das zahlreiche Start-Ups unter
sich vereint, wie etwa Hello Fresh (die nicht minder aggressiv in Düsseldorf
werben), Home24, Westwing, Glossybox etc. Auch Zalando gehört teilweise dazu. Herrscher
über dieses Imperium sind die Samwer Brüder. Kennt ihr nicht? Noch nie gehört?
Diese Namen solltet ihr euch aber unbedingt merken. Schließlich sollte man die
Namen jener Männer doch kennen, die sämtliche Arbeitnehmerrechte und soziale
Standards langsam unterhöhlen und dies als die große Revolution in der
Arbeitswelt verkaufen.
Vielleicht werde ich in einem anderen
Post noch einmal gesondert auf die Samwers eingehen, wobei mir mein Freund
davon abgeraten hat, weil er Schiss hat, dass die mich sonst verklagen.
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by preussischer Widerstand |
Zuhälter ist der richtige Begriff für diese BWL-Maden – wobei das fast schon ein Ehrentitel
AntwortenLöschenfür dieses Geschmeiß wäre. Denn den Risiken des Rotlichtmilieus (z.B. irgendwann mal
portionsweise auf irgendwelchen Mülldeponien aufgesammelt zu werden, weil man der
Konkurrenz ein Dorn im Auge war …) setzt sich dieser Abschaum nicht aus.
BWLer – schon zu meinen Studi-Zeiten in den 80ern keine Sympathieträger. Überwiegend
talentfreie Kaumgebildete, die aber gerade deswegen den Willen zur Macht und möglichst
viel Kohle verkörperten. Die wenigen Ausnahmen (z.B. eine meiner großen Lieben) wirkten
da schon regelbestätigend.
Ein britischer Literaturschnösel hat zur Zeit des großen Kriegs bereits Bücher über die Helplinge geschrieben. Ich erinnere mich, dass sie als faul und verfressen, aber umgänglich beschrieben werden. Den Helplingshintern bekommen sie (von geselligen Runden einmal abgesehn) nur dann hoch, wenn ein allsehendes dunkles Auge nach ihnen Ausschau hält. Dann marschieren sie los wie der Helpling auf dem Plakat und putzen den Scheiß weg.
AntwortenLöschenOMG – das passt ja voll auf das Medienbild der Hartzer.
LöschenGlaube eh, dass wir durch angelsächsische Verblödung aufgehört haben, das Volk der Dicher
und Denker zu bleiben – in Ewigkeit Amen.
Der Literaturschnösel hieß nicht zufällig Bertrand Russell?
Löschen@promenadenmischung
AntwortenLöschenWährend meiner Studienzeit war das BWL-Institut direkt neben dem Politikwissenschafts-Institut, an dem ich studiert habe. Wenn Studenten beider Fachrichtungen aufeinander trafen, gab es stets heftige Diskussionen und auch Anfeindungen. Denn während die (meisten) Powis nach einer sozial gerechteren Gesellschaft suchen, forschen und das Bestehende kritisch analysierten, wollten die BWL´er stets nur die Haie im Becken der Gesellschaft sein. Ohne Rücksicht auf Verluste oder Menschen. Daran hat sich bis heute wenig geändert.