Dienstag, 3. März 2015

Komm’, Digger, Limbo, schmeiß’ das Geld aus dem Window. - Besprechung der neuen Deichkind-Platte


Deichkind ist eine Band, bei der ich den seit Schulzeiten bestehenden Konflikt zwischen etwas mögen und etwas nicht mögen wollen, weil die breite Masse es mag, wieder aufkeimen spüre. Glücklicherweise habe ich mich nicht von der mich befremdenden Party-Exzess-Yolo-Fangemeinde, die man bei Konzertmitschnitten und auf Partymeilen beobachten kann, davon abhalten lassen, mir die neue Platte Niveau Weshalb Warum ausgiebigst zu Gemüte zu führen.

Es ist unglaublich, wie gut sie ist. Die Band war ja schon immer bekannt für ihre grandiosen, elektronischen Beats, die selbst eingefleischte Rockisten "zum Abschwofen bringen", wie meine Mutter sagen würde. Das wird auf diesem Album wieder einmal glänzend bewiesen (auf der Deluxe Edition sind sogar alle Instrumentals vorhanden). 

Und die Texte erst! Natürlich dürfen die üblichen paar Sauf-und-Feier-Hits nicht fehlen. Aber selbst die haben originelle, ironische und gesellschaftskritische Lyrics, die Spaß machen und gleichzeitig aktuelle und relevante Themen übermitteln. Inhalte sind beispielsweise der allgegenwärtige Selbstverwirklichungs- und Karrierefanatismus, die Überhand nehmende Internetkultur, First-World-Problems, Fresssucht, die bürgerliche Ignoranz gegenüber gesellschaftlichen Missständen und die Abneigung gegen Menschenmassen und Rudelbildung. 

Und wem das Album nicht reicht oder  wer nur wenig Patte auf Täsch hat, kann sich bis zum 11.03. die aktuelle musikexpress besorgen, denn die enthält eine Deichkind-Extra-CD namens Entfernte Verwandte, welche sogar fast noch besser als das eigentliche Album ist! Auf ihr befinden sich sechs geniale Demotracks, die klanglich experimenteller und lustiger sind, als es eine Mainstream-Platte je zulassen könnte.

Also Leude, bei Deichkind-Sound nicht an Ballermann-Discos, Bierbikes und Möchtegern-Hipster denken, sondern genießen!






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen