Dienstag, 10. März 2015

Kunst als ultimative Utopie


Jonathan Meese würde unseren Blog hassen: die Inhalte strotzen nur so von Ideologien, Geschmäcklertum und Meinungsfanatismus. Und das lehnt der Hamburger Künstler vehement und konsequent ab. 

Meese sieht für die Gesellschaft der Menschen nur noch einen Weg: die Abschaffung aller Ideologien und vorallendingen der Menschenmacht. Konkret heißt das die Abschaffung aller politischen Systeme, wirklicher Aller, von der Diktatur, über Anarchie, Monarchie bis hin zur Demokratie. Der Mensch soll von sich und seinem individuellen Selbstverwirklichungsbestreben absehen, sich demnach nicht mehr zum Zentrum der Welt machen und in Eintracht mit Tier und Natur der Kunst dienen. Nicht dem Künstler als Person, wohlgemerkt. 

Für Meese lautet die einzig funktionierende und lohnenswerte Alternative die Diktatur der Kunst. Wobei der Begriff "Diktatur" hier nicht die Alleinherrschaft eines Menschen meint, sondern versachlichte Führung. Also die Herrschaft der Evolution und der Dinge, die notwendig sind und deshalb passieren müssen (beispielsweise der Stoffwechsel eines jeden Lebewesens, der nicht "wählbar" ist und unabhängig von jeder Ideologie funktioniert).

Ein für alle Mal soll das jahrtausend alte Prinzip der Regierung durch Menschenhand abgeschafft werden, das zuviel Leid, Zwietracht, Selbstsucht und Entfremdung von dem, was wesentlich ist (nämlich der Kunst), erzeugt habe. 

Nach Meese darf es zukünftig keine Religionen, Vereine, Parteien, Sekten und Interessensgemeinschaften mehr geben, denn diese manifestieren den Ideologiewahnsinn, der egal ob linkspolitisch, rechtspolitisch, katholisch oder esoterisch, jeden Einzelnen zum Kleinstdiktator mache, der Unfrieden in der Welt stiftet. 

Wenn Jonathan Meese diese Gedanken in der Öffentlichkeit äußert, dann ist er immer gleich der Spinner, Poser, Idiot, Provokateur, Träumer. Er wird abgeurteilt, verhöhnt, manch einer fühlt sich ihm überlegen, weil er Ideen formuliert, die viel zu radikal, exorbitant und umwälzerisch für den Alltagshorizont vieler Durchschnittsmenschen sind. 

Natürlich handelt es sich bei der Diktatur der Kunst um eine Utopie. Aber Utopien können sich letztendlich nur realisieren, wenn man sich ihnen nicht in den Weg stellt. Und ich glaube, es wäre fatal, wenn man diesem so revolutionären Gesellschaftsentwurf von Vornherein eine Absage erteilen würde. 

Deswegen fände ich es schön, wenn sich mehr Leute vorurteilsfrei an das Thema heranwagen würden. Hier ein Interview mit dem Künstler, der erklärt, warum er generell mit politischen Systemen nichts zutun haben will:




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